March For Our Lives – Kämpfen für ein sicheres Leben

Die «March For Our Lives»-Protestbewegung in den USA kämpft, ausgelöst durch das Schulmassaker von Parkland in Florida am 14.02.18, für wirksame Maßnahmen zur Kontrolle von Schusswaffen in privaten Händen – und sorgt für eine weltweite Massenbewegung. Ein Zeichen für die Kraft öffentlicher Aufmärsche.

Ein Kommentar von Lilly Kurz

„Today and every day, we honor those taken from us.“ (Heute und jeden Tag ehren wir die, die von uns genommen wurden.) – diesen Satz findet man zurzeit, wenn man die Website der „March For Our Lives“-Protestbewegung besucht, denn vor einem Jahr, am 14.02.18, wurden an einer Highschool in Parkland, Florida im Zuge eines Amoklaufs 17 Menschen erschossen.

Nach diesem erschütternden Ereignis bildete sich die Protestbewegung „March For Our Lives“, organisiert und angeführt von Überlebenden und Angehörigen der Getöteten gemeinsam mit Never Again MSD, der von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High-school als Reaktion auf das Massaker an ihrer Schule gegründeten Organisation. Vorausgegangen waren dem Parkland-Shooting schon eine Reihe anderer Schusswaffenattentate, verteilt in der ganzen USA. Immer mehr Menschen nahmen an den Demonstrationen teil, bis die Proteste am 24.03.18 ihren einstweiligen Höhepunkt erreichten. Allein in den USA gingen an diesem Tag mehrere Millionen Menschen auf die Straße zu den zeitgleich stattfindenden über 700 Kundgebungen in allen 50 US-Bundestaaten. Mit geschätzt 800.000 Teilnehmern fand die größte Protestaktion in Washington, DC statt. Die Demonstranten kämpfen für schärfere Waffengesetze. Verbreitete Slogans der Demonstrationen waren: „Protect Children, Not Guns!“ (Schützt Kinder, nicht Waffen!), „Never Again!“ (Nie wieder!), „Change!“ (Veränderung!) und „Enough is Enough!“ (Genug ist genug!). Der ehemalige US-Präsident Barack Obama äußerte sich auf Twitter begeistert und sagte, er und seine Frau Michelle seien inspiriert von den jungen Leuten, die die Märsche möglich gemacht haben und dass nichts Millionen von Stimmen im Weg stehen kann, die Veränderung verlangen.

Mofl 2 commons.wikimedia.org Washington DC

In über 40 Ländern und 840 Orten weltweit wurden ebenfalls Kundgebungen von „March For Our Lives“ angekündigt. Auch in Deutschland fanden diese sogenannten Solidaritätsbekundungen statt, für welche die in den USA übliche Reaktion auf Schulmassaker in Form von „Thoughts and Prayers“ (Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei ihnen) nicht mehr ausreichend ist. Diese weltweite Teilnahme an den Protesten zeigt auch den globalen Wert von Aktionen wie dieser. Denn die Menschen hier in Europa, die in wesentlich geringerem Maße mit dieser Art von Waffengewalt zu kämpfen haben, gehen für die auf die Straße, deren Leben durch diese verstärkt bedroht werden kann. Ist das nicht schon ein sehr starkes Zeichen von Zusammenhalt? Natürlich halten die Befürworter der US-Amerikanischen Waffenpolitik dagegen. Die National Rifle Association (NRA), welche die waffenrechtlichen Interessen privater Waffenbesitzer vertreten und gegen welche sich die Proteste hauptsächlich richten, schrieb zu den Protesten auf Facebook über Manipulation und Instrumentalisierung von Kindern als Teil eines Plans von Schusswaffen hassenden Milliardären und Hollywood-Eliten zur Zerstörung des zweiten Verfassungszusatzes, welcher das Verbot beinhaltet, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken und 1791 verabschiedet wurde. Außerdem spricht die NRA von der Beraubung des Rechtes, sich selber und die Lieben zu schützen. Daran sieht man, dass Schusswaffen tief in der Geschichte der USA verwurzelt sind und es seit jeher als selbstverständlich angesehen wird, Waffen zu besitzen. Aber leben wir nicht in einem aufgeklärten Zeitalter, in dem es möglich sein sollte, ohne Waffen klarzukommen? US-Präsident Donald Trump vertritt, ähnlich wie die NRA, eine scharfe Auslegung des zweiten Verfassungszusatzes und lehnt wie die Mehrheit der Republikaner eine Verschärfung des Waffengesetzes ab. Die Begründung ist, dass eine solche Verschärfung nicht geeignet sei, Gewalttaten zu verhindern; verantwortlich für die vielen Amokläufe macht er unzureichende Therapiemöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen. Außerdem erklärte er, Gewalttäter würden sich für ihre Taten gezielt Einrichtun-gen aussuchen, in denen das Tragen von Waffen untersagt sei („gun free zones“), wo also niemand Amokläufer durch die Anwendung von Gegengewalt frühzeitig stoppen könne. Wenn die Einstellung der Regierung ist, Gewalt mit Gewalt oder, wie man sagt, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, bekommt man vielleicht eine kleine Vorstellung von dem Stückchen Angst, mit dem die US-Amerikaner Tag für Tag leben müssen, nur weil die Machthaber der Meinung sind, dass Schusswaffenbesitz Teil des täglichen Lebens ist und nicht bekämpft, sondern noch verstärkt werden sollte.

Protect Children, Not Guns!

Vielleicht bekommt man auch eine Vorstellung davon, wie wichtig diese gesammelten, organisierten, weit verbreiteten und großen Demonstrationen überall sind, denn schlussendlich zeigen sie die Meinung desjenigen Teils des Volkes, der stark genug ist, für ein sicheres und besseres Leben für sich und ihre Mitmenschen zu kämpfen. Diese Proteste sind es doch, die deutlich machen, was dem Volk wichtig ist und welche Auffassung das Volk von bestimmten Dingen hat. Man könnte denken, mit solchen Informationen lässt es sich als Politiker gut arbeiten, sie geben auschlaggebende Meinungen der Bevölkerung wieder und müssten sich doch eigentlich gut zur Wahlkampfplanung eignen, aber die Republikaner sehen das anscheinend anders. Dennoch ist Demonstrieren ein Recht, das alle haben und auch nutzen sollten, wie uns auch die „Fridays For Future“-Schüler- und -Studenteninitiative zeigt. Vorbild dieser Bewegung ist die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die freitags die Schule schwänzt, um für Klimaschutz zu kämpfen. Ihrem Beispiel folgten viele Schülerinnen und Schüler, unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und demonstrieren nun freitags, um auf klimapolitische Missstände aufmerksam zu machen. Sie kämpfen friedlich und doch sehr wirkungsvoll für etwas, was ihnen wichtig ist. Genau wie die „March For Our Lives“ Protestbewegung.

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Politik ist die Kunst des Kompromisses, aber Kompromisse können nur gefunden werden zwischen Themen, die in der politischen Diskussion stehen. Die Wirtschaft wird ihre Themen platzieren, so wie andere Akteure auf der politischen Bühne. Aber es gibt wichtige Themen, die keine Lobby haben. Und hierbei sind Demonstrationen ein geeignetes Mittel, diese Themen in die Debatte zu zwingen. Also: Demonstriert!

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