Elfenbeinküste – Hemmingen

Jeden Tag kommen tausende Flüchtlinge nach Europa. Wir sehen Bilder in der Zeitung, im Fernsehen, auf sozialen Netzwerken. Wir sehen die Gesichter der Menschen, aber ihre Geschichte sehen wir so nicht. Zum Beispiel die Geschichte von Rodrigue.

Rodrigue Clao
Rodrigue Clao

Alles beginnt in seiner kleinen Heimatstadt an der Elfenbeinküste. Zusammen mit einigen Freunden verbringt er wie so oft den Nachmittag in dem Friseursalon um die Ecke. Als zwei Männer den Laden betreten, ahnt er noch nicht, was passieren wird, dass er verdächtigt wird, ein Gegner des Staates zu sein, dass sie ihn mitnehmen werden in die nächstgrößere Stadt, wo er nackt und hilflos vor aller Augen gedemütigt wird.

Das ist der Grund für ihn, die Flucht anzutreten. Ein Aufbruch in eine neue, ungewisse und gefährliche Zukunft.

Ghana, Marokko, Türkei, Griechenland – nur einige Stationen auf seinem langen, beschwerlichen Weg. Immer wieder wird er aufgehalten, muss sich zum Beispiel als Koch Geld für die Weiterreise verdienen; „Reise“ in Anführungsstrichen, denn seine Flucht hat rein gar nichts mit einer Kreuzfahrt oder einem Urlaub zu tun. Vielmehr ist er auf sich allein gestellt, hat nur das Nötigste in einer kleinen Sporttasche bei sich und muss vor jeder Grenze Angst haben, nicht mehr weiterzukommen. Das alles mehr als ein Jahr lang.

Zwei Wochen sitzt er in einem Gefängnis in Osteuropa. Eine für ihn schwer zu verarbeitende Zeit, die von Hunger und Gewalt geprägt ist.

Und auch hier in Deutschland, dem eigentlichen Ziel, hat er es nicht leicht. Wo seine Familie momentan ist, weiß er nicht. Ohne Sprach- und Kulturkenntnisse fühlt er sich hier fremd. Zwar geht er zweimal in der Woche zum Deutschunterricht, doch das reicht nicht aus. Dabei möchte er sich integrieren, würde gerne arbeiten, doch er muss warten, bis sein Asylantrag endlich bearbeitet und bestätigt ist.

Im alltäglichen Leben stoßen er und die anderen Flüchtlinge auf viele Hindernisse. Arzt- und Anwaltsbesuche, Beratungsgespräche – all das könnte er ohne Hilfe nicht bewältigen. Ehrenamtliche Helfer wie zum Beispiel Herr Reinecke, der dem Netzwerk für Flüchtlinge in Hemmingen beigetreten ist, unterstützen Menschen wie Rodrigue. „Er ist unsere neue Familie“, sagt Rodrigue gerührt.

Was seine Wünsche für die Zukunft sind? Deutsch lernen, studieren möchte er auf jeden Fall – und seine Eltern wiedersehen.

Dorothea und Henriette (Jahrgang Q2)

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